"Früh übt sich, was ein Meister werden will..."

Nicole Herdl-Krause • 16. Oktober 2024

Ist das tatsächlich so? Man kann nicht nachholen, was man in jungen Jahren nicht gelernt hat?

Ich würde stattdessen behaupten wollen, dass in jüngeren Jahren Lerninhalte einfacher und vielleicht auch besser aufgenommen werden. Das heißt aber nicht, dass wir oder unsere Hunde im Alter nichts mehr lernen.


Ich habe jeden Tag mit Hunden zu tun, die u.a. eine schlechte Verknüpfung  gemacht haben, weil sie zum Beispiel mit der Nase gegen einen Stromzaun gekommen sind, vom Fahrrad angefahren wurden oder zum ersten Mal in eine Auseinandersetzung mit einem anderen Hund geraten sind. Wenn die Hunde das Ereignis richtig verknüpft haben, dann wird ab sofort der Zaun gemieden, die Fahrradfahrer verbellt und vielleicht hat unser Hund ein neues Feindbild. Da hat eindeutig Lernen stattgefunden und zwar unabhängig vom Alter des Hundes.


Natürlich funktioniert das auch in die positive Richtung (aus der Sicht des Hundes). Überraschung, plötzlich liegt attraktives Leckerli unter dem Kinderhochstuhl, der bedrohliche Passant geht weiter und verschwindet, wenn der Hund ihn anbellt, und das Klicken des Karabiners bedeutet plötzlich totale Bewegungsfreiheit. Nützliche Erkenntnisse allesamt.


Halten wir also fest: Lernen findet immer statt, sogar noch im Schlaf. Das ist nützlich für den Alltag. Angenommen, der Hund würde nicht lernen, den Weidezaun zu meiden, dann würde er womöglich mehrmals täglich einen Stromschlag erhalten. Das wäre nicht nur schmerzhaft, das kostet Energie und birgt Gefahr, sich ernsthaft zu verletzen.


Kürzlich hat mich eine Kundin kontaktiert. Eine Mischlingshündin aus dem Tierschutz ist im Alter von 4 Monaten bei ihr eingezogen. Die Hündin ist nicht nur mitten in einer (Spooky Periods) sensiblen Phase in der Junghundeentwicklung, in der die Neugier der Vorsicht Platz macht, sondern auch im Zahnwechsel. Die Pubertät klopft an und die Hormone tanzen Tango.


In diesem Wirrwarr hat der Hund sein komplettes Umfeld und alles was er kennt, verloren und wohnt jetzt bei der genannten Kundin.


Die Kundin lebt von Kindesbeinen an mit Hunden zusammen, hat lange Zeiträume mit erwachsenen, vertrauten Hunden verbracht. Jetzt ist auch für sie wieder alles neu. Die Hündin kennt die Tagesabläufe und Rituale nicht, ist sich noch nicht sicher, ob es immer und ausreichend zu fressen gibt, hat noch keine Hundefreunde und findet selbst die Hausrunde, die vorerst zum Spazierengehen genutzt wird, gruselig. Sie fürchtet sich davor, allein gelassen zu werden, folgt der Kundin auf Schritt und Tritt, mag die Nachbarn nicht und muss nächtlich zwei Mal zum Urinieren I Koten nach draußen. Das ist für alle aufregend und anstrengend. Alle könnten etwas mehr Schlaf gebrauchen.


Der Grund der Kundin mich zu kontaktieren war aber ein anderer. Die Hündin hat sie vor ein paar Tagen angeknurrt. Beide lagen zusammen auf dem Sofa, als die Kundin eine Zecke im Fell, beim streicheln bemerkte. Ohne nachzudenken hat sie die Hündin berührt, weil das bei allen Vorgängerhunden nie ein Problem gewesen ist. Die Hündin wurde dadurch wach und ist sehr erschrocken. Die Kundin hat die Hündin dann auch ihren Schoß gesetzt und mit den Fingern gezielt nach der Zecke gesucht. Die Hündin fing an zu strampeln, die Kundin hielt die Hündin etwas fester fest und dann fletschte und knurrte die Hündin die Kundin an.


Als die Kundin mir das am Telefon berichtete, spürte man noch ihre Emotionen, sie klang sehr enttäuscht. Keiner ihrer Hunde hatte sie je angeknurrt. Sie ist verunsichert, denn die Hündin wird noch wachsen und wird ausgewachsen mal ihre 30 Kilo haben. Wo sollte das hinführen, wenn sie sich jetzt schon so verhält? Dennoch war die Kundin immer noch besorgt wegen der Zecke, die muss doch raus! Nach dem missglückten Versuch hat sie die Hündin aber losgelassen und keine weiteren Versuche mehr unternommen. Die junge Hündin liegt seitdem auf der anderen Seite des Sofas und beobachtet die Kundin misstrauisch. Sobald sie sich der Hündin nähert, sorgt diese für einen ausreichenden Sicherheitsabstand und weicht aus.


In dem Telefonat fallen immer wieder Sätze wie: "Aber ich muss doch..." und "Das geht doch so nicht..." bis "Da muss sie jetzt durch...".


Ich spreche sehr lange mit der Kundin über die Spooky Periods, die Eingewöhnung im neuen Zuhause, der Zahnwechsel, die Mensch-Hund Bindung bzw. Beziehung, Zecken und Medical Training. Mir geht es um ihren Perspektivwechsel, Empathie und Trainingspläne. Die Hündin lernt in ihrem aktuellem Alter gerade schnell und gut. Und zwar nicht nur was die Kundin sich wünscht, sondern auch, was ihrer körperlichen Unversehrtheit dient. Ich verspreche der Kundin das ihre Hündin ihr eine tolle Gefährtin werden wird und erzähle ihr meine ganz persönliche Geschichte von meiner Hündin, die schon als kleiner Welpe, am Tag ihres Einzuges, nach mir schnappte und ich lebe heute noch :) und sie hat sich zu einer ganz tollen Dame entwickelt.


Letztendlich vereinbarten wir einen zeitnahen Termin und mittlerweile sind die beiden ein eingespieltes Team, weil jeder auf den anderen Rücksicht nimmt, die Bedürfnisse der Hündin nicht mehr übergangen werden aber auch Grenzen gewaltfrei erarbeitet wurden.



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